Wie ich Selbstvertrauen entwickelt habe – 10 Eigenarten, die ich früher abgelehnt habe und heute als meine Stärke sehe
- Valerie Giger
- vor 5 Tagen
- 7 Min. Lesezeit

1. Ich bin hochsensitiv – früher hat mich das überfordert
Hochsensibilität war für mich lange kein Geschenk, sondern ein täglicher Kraftakt. Ich spüre, wenn sich im Raum etwas verändert. Ich nehme zwischenmenschliche Spannungen wahr, auch wenn niemand ein Wort sagt.
Und ich reagiere auf Dinge, die andere oft nicht mal bemerken – sei es ein Nebensatz, eine Stimmung oder eine grelle Lampe. Früher hat mich das sehr angestrengt.
Erfahre mehr über meinen Umgang mit Hochsensitivität im Beitrag „Warum es so wichtig ist, deine innere Welt zu verstehen“
Ich habe mich gefragt, warum mich ein Tag in der Stadt so erschöpft, während andere abends noch locker was trinken gehen. Warum ich innerlich auf Räume, Menschen und Energien reagiere – ohne dass ich das immer erklären kann.
Neurografik hat mir geholfen, das nicht mehr nur als „zu viel“ zu sehen, sondern als meine Form von Wahrnehmung. In meinen Zeichnungen durfte ich diese Dichte ausdrücken – in Linien, Verbindungen, Überlagerungen. Ich habe gespürt: Das ist nicht Chaos – da ist feines Spüren. Und das ist wertvoll.
Heute weiß ich: Diese Sensitivität ist kein Defekt.
Sie ist meine Verbindung zu Tiefe. Zu Menschen. Zu mir.
2. Ich brauche viel Rückzug – und habe mich oft dafür geschämt
Während andere am liebsten von einem Event in den nächsten stolpern, brauche ich... Ruhe. Nicht ein bisschen Netflix-Ruhe, sondern echte, stille, tiefe Pausen. Natur. Alleinsein. Keine Nachrichten, keine Stimmen, kein Müssen.
Früher habe ich das versucht zu verstecken. Ich habe Ausreden gesucht, um nicht „schon wieder“ abzusagen. Ich habe mich gefragt, warum ich mich nach einem schönen Abend mit Freunden trotzdem müde und leer fühle.
Heute weiß ich: Mein Rückzug ist nicht Rückwärtsgang, sondern Regeneration. Es ist mein Weg, meine Energie zu halten. Meine Klarheit zu behalten. Und auch mein Gefühl für mich.
Die Neurografik hat mich darin bestärkt. Ich habe gemerkt, wie viel in mir passiert, wenn ich einfach da bin – mit mir, dem Stift und dem Papier. Wie sehr Rückzug auch ein Raum für Begegnung sein kann – mit mir selbst.
3. Ich kann mit Oberflächlichkeit wenig anfangen – und fühlte mich oft fehl am Platz
Ich war nie gut im Small Talk. Nie die, die „locker-flockig“ drauflos erzählt. Ich habe mich oft gefragt, was eigentlich alle so leicht miteinander reden können – während in mir Fragen auftauchten wie: Was fühlst du gerade wirklich? Was bewegt dich unter der Oberfläche?
In Gruppen habe ich mich oft wie eine schlechte Kopie von mir selbst gefühlt. Ich konnte mitfließen, ein bisschen lächeln, nicken – aber ich meist war mir nicht wohl.
Meine Kraft liegt im 1:1. Da, wo Raum für Tiefe ist. Für Stille. Für echte Begegnung.
Mit der Neurografik konnte ich diese Tiefe sichtbar machen. Da gibt es keine Fassade – nur Linie für Linie, Schicht für Schicht. Meine Essenz.

4. Ich spreche nicht ungefragt – ich sah das als Schwäche
In der Schule, in der Lehre, bei Diskussionen: Ich war nie die Erste, die sich zu Wort meldete. Und das wurde kommentiert – als „zu still“, „nicht engagiert“, „zu abwartend“. Aber ich wollte einfach nicht reden, nur um etwas gesagt zu haben.
Ich spreche, wenn ich etwas zu sagen habe. Und dann meist klar, durchdacht, ehrlich. Früher habe ich mich dafür geschämt, dass ich nicht schneller reagiere – heute sehe ich: das ist kein Mangel. Sondern sackstark.
Mit der Neurografik habe ich gelernt, dass innere Prozesse Zeit brauchen. Dass eine Linie manchmal erst zehnmal gezeichnet werden muss, bevor sie mir ihre Bedeutung zeigt. Und dass auch Pausen Teil des Bildes sind.
Heute weiß ich: Meine Worte brauchen Raum, um zu wirken.
5. Ich entscheide aus dem Bauch – früher brauchte ich Argumente, um sie zu rechtfertigen
Ich wusste oft sehr schnell, was für mich stimmig ist. Aber ich habe mir selbst nicht vertraut. Ich wollte es rational erklären können, begründen, mit Zahlen belegen. So, dass es auch für andere nachvollziehbar ist.
Als ich mich für den Umzug ins Appenzell entschieden habe, war das aus dem Bauch. Es war ein klares Gefühl. Mein System wurde ruhig, mein Körper weit.
Und trotzdem kam der Verstand dazwischen: „Das ist doch unvernünftig. Du kennst da ja niemanden und wirst einsam sein! Was, wenn du es bereust?“
Ich habe gelernt, dass beides Platz haben darf: meine Intuition – und mein prüfender Blick. Aber bei wichtigen Entscheidungen hat heute mein Herz das letzte Wort.
Die Neurographik hat mich darin bestärkt.
Weil sie mir beigebracht hat, auf das zu achten, was ich spüre. Wenn ich ein Thema zeichne, zeigt sich oft genau das, was ich tief in mir schon wusste –nur, dass ich es plötzlich auch sehen kann.

6. Ich habe schnell Verantwortung übernommen – und oft zu wenig geschaut, ob es wirklich meine ist
Wenn im Stall jemand krank war, habe ich die Schicht übernommen. Wenn irgendwo eine Lücke entstanden ist, bin ich eingesprungen. Ich habe gespürt, wenn etwas nicht rund läuft – und war oft schon im Handeln, bevor jemand gefragt hat.
Ein Teil von mir wollte einfach, dass es allen gut geht. Und ich dachte lange, das sei meine Aufgabe. Aber je mehr Verantwortung ich übernommen habe, desto weniger blieb übrig – von meiner Zeit, meiner Kraft, meinem Fokus.
In der Neurographik habe ich angefangen, genau das zu erforschen: Wo fliessen meine Linien hin? Wohin lenke ich meine Energie? Ich übe mich darin, Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört. Weil ich meine Kraft heute bewusst einsetzen will – für das, was mir wirklich am Herzen liegt.
Und Seelenecho liegt mir sehr am Herzen.
So sehr, dass ich bereit bin, das Unangenehme auszuhalten: die Unruhe, wenn ich mal nichts übernehme. Das Schweigen, wenn jemand anderes zuständig wäre. Weil ich weiss, wofür ich es tue.
7. Ich bin eher nachdenklich als unterhaltsam – und das ist für mich heute okay
Ich war nie die, die eine Runde mit ihrem Witz unterhält. Ich konnte nie einfach locker drauflosreden. Oft saß ich da, hab zugehört – und war innerlich schon drei Gedanken weiter. Ich hab gespürt, dass ich anders bin. Still. Beobachtend. Fragend.
Früher hab ich mich gefragt, ob mit mir etwas nicht stimmt. Ob ich einfach zu ernst bin. Ob ich mich mehr öffnen müsste.
Aber die Wahrheit ist: Ich will verstehen. Ich bin neugierig. Und ich mag es, wenn Dinge Tiefe haben.
Mein Weg dahin? Lies gerne weiter in „Selbstakzeptanz lernen – Mein Weg aus der Erschöpfung in die innere Freiheit“.
Die Neurografik hat mir geholfen, das nicht mehr zu bewerten. Ich habe gelernt, Themen mit ins Bild zu nehmen – ohne sie lösen zu müssen. Einfach da sein zu lassen, was da ist. Das verändert schon viel. Oft reicht ein kleiner Impuls, ein inneres Ja, um für mich eine Antwort zu finden.
8. Ich wünsche mir ein einfaches Leben – und habe das Selbstvertrauen entwickelt, dazu zu stehen
Ich war nie jemand, der grosse Pläne hatte.
Ich brauche keine Karriereleiter, keine Millionen auf dem Konto, keinen 5 Jahresplan.
Was mir wirklich guttut, ist einfach zu leben. In der Natur zu sein. Mit Tieren. Ein bisschen Garten, gute Gespräche, ein paar liebe Menschen um mich.
Früher habe ich mich gefragt, ob das genügt – ob man nicht mehr wollen muss. Doch ich habe das Selbstvertrauen entwickelt, genau für dieses Leben einzustehen. Für ein Leben, das zu mir passt.
Früher habe ich mich gefragt, ob das genügt. Ob man nicht mehr wollen muss – weiter, grösser, mehr.

9. Ich habe früh zwischen zwei Welten gelebt – und eine davon für mich behalten
In meinem Arbeitsalltag war ich lange in einem sehr leistungsorientierten Umfeld unterwegs. Schnell, effizient, praktisch – wenig Raum für Sensibilität oder persönliche Tiefe. Ich konnte da gut mitgehen. Ich habe funktioniert, organisiert, Verantwortung übernommen.
Und gleichzeitig gab es da diese andere Seite in mir. Die sich nach Tiefe gesehnt hat, nach Verbundenheit, nach einem achtsamen Umgang miteinander.
Ich habe schon früh begonnen, mich mit spirituellen Themen zu beschäftigen.
Mit 17 habe ich mit meiner Mutter einen Reiki-Kurs gemacht, bin an Wochenendseminare gegangen – oft als Jüngste, zwischen Frauen, die doppelt so alt waren wie ich. Und trotzdem war ich dort näher bei mir als im Alltag.
Lange habe ich das kaum jemandem erzählt. Ich habe versucht, diese beiden Welten zu trennen – aus Angst, nicht verstanden zu werden.
Heute weiss ich: Ich muss mich nicht entscheiden. Beides gehört zu mir. Und wenn ich mich nicht mehr verstecke, kann ich auch in anderen etwas berühren.
10. Ich bin eher zurückhaltend – und habe mich lange gefragt, ob ich langweilig bin
In Gruppen fällt es mir oft schwer, ins Gespräch zu finden – besonders, wenn ich die Menschen noch nicht gut kenne. Smalltalk liegt mir nicht. Ich brauche etwas Zeit, um anzukommen und zu spüren, ob ich mich wirklich einbringen mag.
Ich habe mich oft gefragt, ob es langweilig wirkt, wenn ich nichts sage.
In einem Gespräch mit einer guten Freundin wurde mir etwas klar: Wenn der Raum stimmt – wenn Tiefe möglich ist –dann habe ich sehr wohl etwas zu sagen.
Dann teile ich gerne. Dann entsteht echte Verbindung.
Wir beide geniessen genau das: gemeinsam schweigend durch den Wald gehen oder mehrere Stunden eintauchen in Gespräche, die uns wirklich bewegen.
Ich habe durch diesen Austausch gemerkt: Ich bin nicht falsch, nur weil ich diese tiefe nicht mit allen teilen kann.
Ich brauche einfach die richtigen Menschen – dann habe ich sehr wohl etwas zu sagen – und zwar mit Klarheit, mit Gefühl, mit Substanz.
Ich habe erkannt: Es braucht nicht viele Worte, um verbunden zu sein. Nur die richtigen Menschen.
✨ Fazit: Früher dachte ich, ich müsste anders sein - heute lebe ich meine Stärken
Es gibt Seiten an mir, die ich lange infrage gestellt habe. Ich war stiller als andere, sensibler, oft lieber für mich. Ich habe oft gedacht, das reicht nicht. Dass ich präsenter sein müsste, spontaner, geselliger – einfach... irgendwie anders.
Aber je mehr ich mich auf meinen Weg eingelassen habe, desto klarer wurde: Diese Eigenarten sind kein Problem. Sie sind Teil von mir. Und sie dürfen da sein.
Die Neurografik war dabei eine grosse Unterstützung. Mit jeder Zeichnung durfte ich ein Stück mehr erkennen, was mich wirklich ausmacht –und wie ich damit leben kann, anstatt dagegen.
Vielleicht kennst du das auch: dass du dich leiser fühlst als andere, sensibler, suchender. Dann möchte ich dich ermutigen: Es ist okay, so zu sein. Du darfst deinen Weg auf deine Weise gehen.
Opmerkingen